Der Blick vom „Custom M ade'-M isch-
pult in den Aufnahmebereich ist frei,
gänzlich ohne trennende Wände und
Scheiben (links oben). René Tinner
w ar Besitzer der Can Studios (rechts),
Andreas Grotenhoff leitet dieses seit
2009 (links)
4/2014 STEREO 39
M it der T onstudioarbeit einer D u rch -
schnittsband von heute könne m an das
n ich t vergleichen, alles sei freier, sp o n -
ta n e r gew esen, ein en P ro d u z e n te n im
eig en tlich en S inne gab es n icht. N u r
k o nsequent also, dass m an sich bei der
E inrichtung des Studios von den V ibes
d er P o st-H ip p ie-Ä ra leiten ließ. Ü b li-
cherw eise sin d T o n stu d io s g etre n n t in
A ufnahm eräum e (wo die M usiker spie-
len), R egieräum e (wo P roduzenten und
T ontechniker arbeiten) und A ufenthalts-
räum e (fürs A usruhen), in den C an Stu-
dios dagegen gab es n u r den einen Saal,
in d em auch das b erü ch tig te „O rgien-
u n d L üm m elsofa“ stan d , d an e b en ein
Tisch m it Spiegelrand. „Bei ,Schneefall’
konnte m an das Pulver d o rt m it der K re-
ditkarte bearbeiten, ohne im Klo den Spie-
gel abm ontieren zu m üssen“, schm unzelt
T inner heute.
A uch in an d e re r H in sich t ging m an
u n k o n v en tio n elle W ege: D a eine p ro -
fessionelle Schallisolierung unbezahlbar
gew esen w äre, b rac h te m a n unzählige
ausran g ierte B u n d esw eh rm atratzen an
den W än d en an. U n d auch das M isch-
pult w ar m it seinen lediglich acht Spuren
alles andere als luxuriös. Erst als nach der
A uflösung v o n C an 1978 René T in n e r
das Studio ü bernahm u n d es für andere
B ands öffnete, w urde die T ech n ik au f-
w ändiger. N icht wenige H its w urden hier
geboren: v o m C an-K lassiker „S p o o n “
(für den Film „Das M esser“ von Francis
D urbridge) über Joachim W itts „Der gol-
dene R eiter“ u n d W esternhagens „Sexy“
u n d „F reih eit“ bis h in zum
R e fe re n ze n C an S tu d io
M usiker
Simon Philips (Toto-Schlag-
zeuger), Ian Paice (Deep
Purple-Schlagzeuger),
David Sylvian, Trilok Gurtu,
Jule Neigel
A lben
Can:
Ege Bamyasi (Warner)
Joachim Witt:
Silberblick
(WEA)
Trio:
Bye Bye (Mercury)
Westernhagen:
Halleluja
(WEA)
Element Of Crime:
Romantik (Universal)
Jim Capaldi:
Living On The
Outside (Steamhammer)
D an ce-T rack „F ro m D isco To D isco“
(W hirlpool P roductions).
2009
w urde A ndreas G rotenhoff Leiter
der zu dem Z eitpunkt n u r no ch m useal
genutzten C an Studios, u n d schon bald
juckte es den Tonm eister und M usiker in
den Fingern, die A ufnahm etradition wie-
derzubeleben. Bereits Ende des Jahres gab
es dann das erste Studiokonzert m it dem
F rau en q u artett M iaoM io, sp äter folgen
weitere Bands, die in 24 Bit aufgezeichnet
und dann im M P4-Form at relativ wenig
k o m prim iert live ins In tern et gestream t
w erden (CD -Produktionen sind angesichts
von M useum sbesuchen an sechs Tagen in
der W oche kaum m öglich). N icht zuletzt
für diesen Zweck hat m an am neuen Stand-
ort im Rock 'n' P opm useum G ronau die
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